Montag, 27. August 2012

mit der Freude kamen die Tränen - ein Traum wird wahr, La Paz Bolivia


La Paz Bolivien, den 26.08.2012


Ja und wieder mal meinte ich die Überschrift ernst. Wie lange ersehne ich den Augenblick einmal in La Paz zu sein?! Und nun bin ich tatsächlich hier. Aus einer Schnapsidee, alleine durch Teile Südamerikas zu reisen, wurde Wirklichkeit. Nie dachte ich, dass es so einfach werden würde und erklärte mich anfangs selbst für verrückt. Ich kann jedem empfehlen, den das Fernweh packt, Rucksack aufsetzen und los. Leben im Hier und Jetzt kann so wundervoll sein.





Grenztor

Der heutige Tag ist wahrscheinlich der aufregendste und bewegteste meiner bisherigen Reise. So viele Eindrücke, Erlebnisse und Glücksmomente die ich heute erfahren durfte. Ich bin angekommen in La Paz, Bolivien.


Border

Umgebung an der Grenze


Aber nun von vorn. Um 5:30 Uhr war ich fast hellwach. Obwohl sich die Betten sehr gut geschlafen haben. Denn es war sicher die Aufregung vor dem heutigen Tag. Um 7:30 Uhr fuhr mein Bus los, in südliche Richtung nach Bolivien.




Grenzgänger

Entlang des Titicaca See hat man wieder einmal die geballte Ladung Peru erfahren müssen. Die Menschen haben hier nichts, außer eine Hütte und drei Tiere. Obwohl, im Gegensatz zur Hochebene, der See (der sich auf 3800 m ü. NN befindet) fruchtbaren Boden und somit Anbauflächen bietet, sah es hier noch ärmlicher und vor allem verwahrloster aus. Die Menschen ersticken hier im Dreck und Müll.


Gegen 10 Uhr erreichten wir die Grenze. Denkt ja nicht das hier schicke Zollhäuschen stehen und eine Schranke. Die Grenze ist dem Umfeld angepasst gewesen. Das war ein Prozedere nach Bolivien zu kommen. Raus aus dem Bus, zuerst zur peruanischen Polizei. Dort musste die Immigration-Card abgestempelt werden. Dann zur Ausreisebehörde Perus, wieder ein Stempel. Danach 200m laufen, durch einen zerklüfteten Steintorbogen und man befand sich in Bolivien. Dort ging man wieder mit seiner bolivianischen Immigration-Card zur Einwanderungsbehörde und der nächste Stempel im Pass. Jetzt schleppe ich schon die fünfte Währung mit mir rum (Dollar, Euro, kolumbianische Peso, peruanische Sol, Bolivianos).


Copacabana





Dann ging die Busfahrt weiter nach Copacabana. Nein, nicht in Brasilien - wir sind ja nicht geflogen. Hier gibt es auch so einen Ort, quasi das Rimini vom Titicaca See. Aber mit Preisen und nobler Gegend auf keinen Fall mit Italien zu verwechseln. Dort war eine Stunde Pause, denn der Bus musste gewechselt werden, weil die peruanische Agentur nur bis dahin fuhr. Also Rucksack raus und in den nächsten Bus rein.



Weiter ging es entlang des Sees. Zwischendurch war die Straße gesperrt, was die eben sperren nennen, in dem drei Dreckhaufen nebeneinander gekippt werden. Wir mussten über Acker fahren und das mit einem Bus. Das war ein Abenteuer. Aber es muss wohl bekannt gewesen sein. Als wir an einem kleinen Flussbett ankamen wurden Holzbretter rausgeholt und drunter gelegt, damit der Bus nicht aufsitzt.



Titicaca See

Die Straße windete sich in Serpentinen noch einmal gnadenlos auf über 4100m bis es auf Seehöhe wieder runter ging. Jetzt kamen wir an die einzige Stelle, die unpassierbar war und man mit einer Fähre übersetzen musste. Aber jetzt denkt mal nicht an große Autofähren. Nein, die Fußgänger wurden für 0,20€ mit Booten übergesetzt und die Busse bzw. Autos kamen auf Holzfloße. Hier ist auch gerade mal das Preisniveau ersichtlich. 0,20€ pro Passagier, der Bus glaub ich 2 €. Überlegt mal was man in Norwegen bezahlt für so ein Stück. Da ist man locker bei 15€, wenn das reicht.


Fähre

Um so näher wir La Paz kamen, um so mehr öffnete sich der Blick auf die Cordillera Real, die Königskordilleren, mit ihrem höchsten Berg, dem Illimani mit wahnsinnigen 6462m. Ein Anblick, den man nie vergisst und man sich in dem Moment gar nicht bewusst ist selbst schon auf 3900m ü. NN zu sein.


Cordillera Real

Die Häuser wurden immer mehr, auch die Verkaufsstände und vor allem die Müllberge. Das war das Zeichen, dass wir kurz vor La Paz sein müssten. Wir kamen über El Alto bergan gefahren. Das ist die kaum abzugrenzende Nachbarstadt. Dort wo die ganz Armen wohnen. Wieder einmal echt bedrückend. Aber zu meiner Freude genießen diese Menschen trotzdem ihr Leben. Denn da war irgendein Fest und zig Umzüge und tausende Menschen auf den Straßen.





Bis auf 4100m ü. NN ging die Fahrt durch das Elendsviertel bis wir am Rande des riesigen Kessels standen - La Paz. Gewaltig und schön zu gleich. Der glücklichste Moment einer langen Reise. Man muss sich das wie eine riesige Schüssel vorstellen. Der Rand ist El Alto auf 4100m und unten im Tal auf nur noch 3300m befindet sich La Paz. Jetzt ist mir auch klar, warum der Flughafen sich auf dem Rand befindet. Es schafft doch niemand so eine riesige Boeing oder einem Airbus in der Kürze auf mindestens 1300m zu ziehen. Selbst für El Alto brauchen die Piloten eine besondere Lizenz, aufgrund des geringen Luftdruckes und der Schwierigkeit beim Start. Es gibt nicht viele Airlines, die La Paz anfliegen. Ich werde in einer davon sitzen.


El Alto

Der Blick auf La Paz ist gewaltig, gewaltig schön. Die Stadt ist im Baustil anders wie El Alto - städtischer, kolonialer. Aber die Ärmlichkeit und der Müll ist nicht wesentlich weniger. Ich hatte von Busausstieg nur 500m zu laufen, was ja kein Problem sein sollte, aber La Paz ist ein Kessel, dass ist wie Bergsteigen mit 20kg Gewicht auf dem Rücken.



Che Guevara

So, ich muss die ganzen Eindrücke von heute erstmal sacken lassen. Liege auf meinem Bett in einem super Hotel mit Dachterrasse und Blick auf La Paz und friere wieder wie ein Schneider. Warum zur Hölle gibt es in Ländern dieser Erde, die ihre Jahresdurchschnittstemperaturen von 15 Grad kaum übersteigen, keine Heizung? In der Hotelbeschreibung las ich was von Heater und mir wars nicht zu blöd nach einer Heizung zu fragen. Nun ist es kuschelig warm.


Terrassenausblick


Mount Illimani








Morgen mehr von dem höchsten Regierungssitz der Erde - La Paz, dt. der Frieden