Mittwoch, 15. August 2012

Bogota - so weit die Füße tragen



Man bin ich kaputt. 7h durch die Stadt zu robben ist anstrengend.  Und Sonnenbrand habe ich und da war nicht mal Sonne. Außerdem an jedem Fuß zwei Blasen. Warum merkt man immer erst, wenn es zu spät ist, dass man die falschen Schuhe mitgenommen hat? Mal gucken, was das da morgen werden soll. Aber es war wieder ein erlebnisreicher Tag mit Natur und gemeinen Polizisten. Aber dazu später mehr.


Polizeipferde

Verdammt, heut Morgen war es wieder 6 Uhr. Ich will endlich mal länger schlafen. Aber was soll es. Was zu Hause nicht funktioniert, wird auch Dank Jetlag erst Recht hier nicht besser.
Parque Simon Bolivar
Zum Frühstück gab es heute Platos frutas naturales con yogur. Hört sich toll an. Und nein, ich habe es nicht nur genommen, weil ich es übersetzen konnte. Man lernt nämlich echt schnell Spanisch, wenn man außer ab und zu Deutsch mit meinen Bekannten, nichts anderes spricht, hört und lesen kann. Zurück zu den Frutas. Ziemlich genial, wenn man die Karibik vor der Nase hat und Kolumbien, nicht die ganzen exotischen Früchte importieren muss. Hier ist Papaya noch Papaya und Banane ist Banane


Um 9:00 Uhr bin ich los gezogen in den großen Stadtpark Parque Simon Bolivar. So recht wusste ich nicht, was mich erwarten wird. Denn in New York City soll man auch nicht über die 115th St. drüber hinausgehen im Central Park und ich bin schließlich in der Drogen-Mafia-Hochburg Kolumbien. Aber alles gut. Keine dubiosen Typen. Ganz brav, wie in einer europäischen Großstadt: Familien, Schulklassen und Jogger.


Diese Stadt fasziniert mich jeden Tag aufs Neue. Ich liebe diese Anden im Hintergrund, im Nebel verhangen. Leider kann man diesen Anblick mit niemanden teilen, denn hier gibt es keine ausländischen Touristen. Ich habe mich ja gestern schon gewundert, aber jetzt auch nochmal in einem Buch nachgelesen. Jeder klotzt nur auf meinen Fotoapparat. Aber klar, die kennen sowas nicht, dass sich jemand für "ihre" Stadt interessiert. Zumindest liegt wohl die Begründung des ausbleibenden Tourismus schlichtweg in der Gefährlichkeit des Umfeldes. Selbst in anderen Teilen Kolumbiens sind kaum Touristen zu finden, außer vielleicht noch ein paar ebenso Mutige an der Karibikküste in Catargena oder Santa Marta.









was für ein Ausblick










Die größte Schote des Tages kam am Nachmittag und meine erste Begegnung mit einem kolumbianischen Polizisten. Ca. 24 Jahre, freundlich, aber dennoch sehr gemein. Ich lauf so schön neben der 4-spurigen großen Straße, die vom Bankenviertel zum Stadtzentrum führt, gesäumt von Regierungsgebäuden, Kriegsdenkmälern, Nationalpolizei etc.


Naja ich wäre nicht ich, wenn ich keine Fotos machen würde. Klar weiß man, dass militärische Einrichtungen in manchen Ländern nicht fotografiert
werden sollen, aber ist das
Verteidigungsministerium auch so eine Einrichtung und auf jedem zweiten Foto hat man auf der Straße Militärs, Polizisten etc. Hier kommen auf 10 Bankiers 2 Soldaten/Polizisten.


Deutsche Botschaft Kolumbien



Zumindest lauf ich so schön auf der Fußgänger Brücke, quatscht mich auf einmal dieser Typ an. Ich durfte ihn meine komplette SD Karte voll mit Fotos zeigen und musste eins nach dem anderen löschen. Wie toll! Hat man denn hier gar keinen Spaß? Selbst mein Lieblingsbild des Tages: Pferd mit altem Holzwagen - mitten durchs Bankenviertel. Nur weil irgendein Gebäude 500m weit entfernt drauf zu sehen war. Aber am Ende hatte ich wohl noch Glück, dass ich nicht gleich die Knarre an den Kopf bekommen habe, denn es kann einem in Kolumbien wohl auch passieren, wenn man ein falsches Foto macht (Quelle: Buch Reise Know How Kolumbien), dass man es nicht überlebt. Ich denke, da sind aber Bilder mit irgendwelchen Drogendelikten etc. gemeint. Zumindest hat der Polizist mir noch 100 Fragen gestellte, bei denen ich nur die Hälfte verstand und die Hälfte beantworten konnte. Er kam immer mehr ins Lachen, weil er nicht weiter kam mit mir. Dann gab er mir die Hand, sagte  "¡chao!" und ich war entlassen. Als er weg war, musste ich doch nochmal schnell das Verteidigungsministerium mit seinem Stacheldraht und den Wachttürmen fotografieren. Leider nur aus der Ferne.


Der Weg führte mich ins nächste Einkaufszentrum. Davon hat diese 8 Mio. Stadt ca. 1000. Und nicht etwa in sehr kleine, nein riesige. Sehr verwunderlich und absolut nicht diskriminierend hat das Centro Comercial Grant Estación nicht im Ernst Security auf zwei Rädern. Mit anderen Worten: dort sorgen Rollstuhlfahrer für Ordnung und Verfolgung von Taschendieben. 


Die nächste Unart in Kolumbien ist: gehe nie auf eine öffentliche Toilette und denke dir nichts dabei. Für alle, die diesen Tipp mal brauchen. Bitte merke: Toilettenpapier hängt an der Wand in einem Kasten zu den Toiletten. Ergo, man nehme sich das, was man braucht und geht dann hinein. Nun muss man hier nicht nur eventuelle Gefahren einkalkulieren, sondern auch wie viel Toilettenpapier man mit großer Wahrscheinlichkeit benötigt. Sehr skurril.

Ministero Defensa - Verteidigungsministerium








Ich war in diesem tollen Einkaufszentrum in dem Food Court und nach meiner Bestellung habe ich einen kleinen Kasten bekommen. Wenn der vibriert, ist das Essen fertig zum Abholen. Irgendwo hab ich das schon mal erlebt. Aber so viel zu einem Dritten Welt Land, wo Hightech eben doch vorhanden ist. Da sind wir weit entfernt anscheinend. Aber wir können auf solche Gerätschaften auch verzichten und uns sinnvolleren Dingen widmen, was denen hier auch manchmal besser tun würde. Ich meine in Bezug auf Verbesserung der Sicherheit im ganzen Land. Naja wie auch? Schließlich werden 6% des Bruttoinlandsproduktes durch Deviseneinnahmen des Drogenhandels erwirtschaftet. Und damit das nicht noch mehr wird, waren wir abends im 5 Sterne Marriott Hotel essen gewesen. Die Flasche Wein für 60€ hat mich dann doch vom Hocker gehauen (wurde ausgegeben). Ich hätte mich auch mit einer kolumbianischen Currywurst zufrieden gegeben. Aber den beiden Schwerverdienern hier, macht das nichts aus. Und da muss man sich ja fügen.