Freitag, 21. Juli 2023

Nara - von Rehen, die sich verbeugen und einer unwirklichen Welt…

 Kobe, Nara und Osaka


Wir haben uns heute die beste Uhrzeit ausgesucht, um weiter zu reisen. Die Rush Hour am Morgen musste man wahrscheinlich aber einmal erleben, wenn der Regionalzug zwischen Kobe und Osaka aus alle Nähten platzt. Aber wir haben es geschafft und fuhren mit zwei Umstiegen gegen 9:30 Uhr in Nara ein. Es ist selbst auf den größten Bahnhöfen so gut organisiert und ausgeschildert, dass dir wenige Minuten ausreichen den nächsten Zug zu bekommen. 

 


Mochi

Irrsinn


Nara


Im letzten Zug waren allerhand Japaner, die die Gegend zum Wandern nutzten. Niedlich wie sie in ihren Leggings und kurzen Hosen darüber, ihren großen Outdoorhüten (besitzen wir jetzt auch wegen der Sonne) mit Halterung für den Rucksack und ihren kleinen Wanderschuhen und Armstulpen losziehen. Anzugsordnung also auch hier völlig bedeckt. Dies schaffen zumeist auch die Touristen umzusetzen und verzichten auf Minirock und bauchfrei. 

 






Nara ist bekannt für seine Tempelanlagen, Schreine, Rehe, die überall im Nara Park zu finden sind und Moschis. Und genau hier vor dem berühmten Klebreiskuchenladen stapeln sich die Menschen, dass sogar jemand den Verkehr regulieren muss. Und so ist es übrigens auch im Rest von Nara – wir sind nicht mehr alleine und die oben erwähnte Anzugsordnung schwindet. 

 






Kommt man Richtung Parkanlage, erblickt man die ersten Rehe entlang der Wege und die vielen kreischenden Touristen, die man noch viel eher wahrnimmt. Die nervige Stimmung der lauten Menschen im sonst so beschaulichen Japan, schafft es leider auch die Bewohner selbst schlecht gelaunt werden zu lassen, die widerwillig mit dir ins Gespräch gehen. Vielleicht liegt es an der Anarchie, die hier teilweise durch die Touristen und eben die Rehe herrscht. Wohnen würde ich hier nie wollen. 

 






Nara ist also für japanische Verhältnisse eine Kleinstadt (300.000 Einwohner), die auf einem riesigen wald- und parkähnlichen Areal Rehe beherbergt. Die sind so an Menschen gewöhnt, weil sie gefüttert werden. Dies ist jedoch reglementiert mit Crackern, die man hier kaufen kann. Jeder der diese hat, wird von den Rehen verfolgt und nicht mehr in Ruhe gelassen. Als ob es ein Wunder wäre. Man staunt, dass es nicht zu mehr Zwischenfällen kommt, schließlich werden die Rehe von Halbwüchsigen fast als Spielzeug angesehen und so auch mit ihnen umgegangen. Es sind schließlich immer noch Tiere, die sich komischerweise die ganze Zeit vor dir zu verbeugen scheinen. 

 



Erbebensicherung


Bloß gut gibt es noch ein paar Tempel, die oben in den Hügeln liegen, wo man in Ruhe die Tiere und alten Gebäude bestaunen kann und endlich wieder zum japanischen Lebensgefühl zurückfindet. Durch Zufall landeten wir in einem kleinen Ausstellungsraum über Gebäudesicherung bei Erdbeben. Uns wurden Systeme erklärt, die ins Fundament gesetzt werden, um die Schwankungen auszugleichen. Japan hat jeden Tag Erdbeben mal mehr, mal weniger. Es war total interessant. Man konnte sogar ein 7er Erdbeben, also genau das von Fukushima, selbst wahrnehmen, indem man sich angeschnallt in einen Sitz setzte und das Erdbeben simuliert wurde und eben danach das Gefühl mit Dämpfungssystem. 


Dotonbori

Osaka



Am Nachmittag stiegen wir in den Zug nach Osaka, bezogen unser Hotel an Dotonbori Kanal, der da noch sehr friedlich wirkte, sich aber mit dem Sonnenuntergang in einen Ort wandelte, der nicht von dieser Welt ist und erst recht nicht das Japan repräsentiert, was wir bisher erleben durften. Irre, einfach nur irre. 

 





Leuchttafeln, Musik, Streetfood, Bars, Ausflugsboote und Menschenmassen. So ein bisschen wie Times Square, aber voller, ungeordneter, wesentlich lauter und völlig übertrieben. Man muss sich hier einfach mal in eine Ramenbar setzen und bekommt das volle Programm. Auch tragen die Japaner hier nicht mehr ihre Bürouniform, sondern drücken mit ihrer Kleidung aus, wer sie wirklich sind, was sonst verborgen bleibt. Selbst in Zügen werden Bücher eingeschlagen, damit der Titel nicht offensichtlich wird.  

 




Als wir das Riesenrad an der Außenwand des  Don Quijote gesehen haben, wussten wir, dass wir da drauf müssen. Wir wussten nicht wirklich, auf was wir uns da einlassen. Die Gondeln fahren an der Hauswand entlang und schwingen nicht frei wie bei einem klassischen Riesenrad. Zudem ist dieses Ding über 77 Meter hoch, was wie nie gedacht hätten. Ein Erdbeben hätte gereicht. Aber wir haben es überlebt. 

 

Riesenrad