Die Nacht war wunderbar ruhig und irgendwie haben wir uns an das Faulenzen gewöhnt. Wir hätten noch ewig mit der Norröna weiterfahren können. Dies hätten wir bei der Hinfahrt auf die Färöer Inseln auf gar keinen Fall gesagt und wären froh gewesen vom Schiff runter zu kommen.
Wir genossen ein letztes Mal das sehr gute Essen an Bord und setzten uns raus an Deck in die Sonne. Plötzlich brauchtest du auch keine dicke Jacke mehr. Anscheinend sind wir wieder im Süden angekommen. Die Fahrt in den Hafen von Hirtshals war spektakulär, aber nicht wegen der Landschaft, sondern wegen der hunderten Möwen, die das Schiff am Heck begleiteten. Was für ein Spektakel.
Da wir auf dem Hubdach standen, also dass, was hochgezogen wird, nachdem es beladen ist, um darunter noch Fahrzeuge zu stellen, haben wir fast eine Stunde gebraucht, die Fähre zu verlassen. Das macht aber nichts. Wir haben noch genug Zeit für die Rückreise und die wollen wir noch ein paar Tage in Dänemark verbringen.
Wir erinnern uns zurück an das letzte Jahr im Mai, wo dieses kleine Land uns wirklich mitgerissen hat und genau so idyllisch stellten wir es uns dieses Mal auch wieder vor. Allerdings haben wir die Sommerferien völlig ausgeblendet. Stellenweise war es wirklich die Hölle. Wenn man meint, Island ist überfüllt mit Touristen, sollte man erst mal den Blick nach Dänemark wenden.
Man muss aber auch sagen, dass die Nordseeküste wirklich fantastisch ist. Deswegen entschieden wir uns auch dieses Mal wieder nicht an der Ostsee entlang zu fahren. Und wenn du aus dem großen Touristenorten und den Hauptstraßen auf kleine Nebenstraßen ausweichst, hast du sie wieder die wundervolle Ruhe dieser gemütlichen Landschaft: Kuhweiden, Getreidefelder, Windmühlen, Dünen mit Leuchttürmen und das niemals Ende Meer.
Wir landeten in Lønstrup. Das Wetter war schön, also muss man beim Dünenspaziergang auch ein Eis essen, dachten wir. Auf die Preise haben wir überhaupt nicht geguckt, weil - was schockt dich nach Island noch? Aber das überstieg selbst unsere sommerliche Leichtigkeit. Ein kleines Softeis kostet sage und schreibe 5,80€. Aber wie man sieht die dummen Touristen bezahlen es trotzdem, aber erst, nachdem sie das Eis in der Hand hielten. So teuer hatten wir es hier wirklich nicht in Erinnerung, aber wahrscheinlich schlägt man im Sommer noch mal mindestens 30 % auf alles drauf. War im Supermarkt dann später ähnlich.
Die Vielzahl an Menschen hier in der Gegend erschlagen einen. Wir sind es einfach nicht mehr gewöhnt, auf so viele Leute zu treffen. Erst recht nicht nach 50 Stunden Fährisolation. Wir haben eine Kulturschock erlitten: Promenaden voll mit flanierenden Menschen, überall Fahrradfahrer, kreischende Kinder und Livemusik. Die Dänen sind im eigenen Land unterwegs und dazu reihen sich eine ganze Menge Norweger und natürlich Deutsche, so wie wir.
Wir hatten eigentlich vor zum großen Leuchtturm, dem Rubjerg Knude Fyr, entlang der Dünen zu laufen. Aber was passiert, wenn Böen von 50 km/h durch eine Dünenlandschaft ziehen? Wir hatten bereits kurz nach Verlassen des Autos knirschenden Sand in den Zähnen. Okay, Abbruch.
Dieser Teil Dänemarks besteht gefühlt aus drei Dingen: Dünen, Ferienhäuser und Campingplätzen. Aber man sollte auch das Meer nicht vergessen. In Lokken verzogen wir uns sofort an den Strand und dort war auch ein riesiges Spektakel, aber im und auf dem Wasser. Unzählige Surfer und Kitesurfer versuchten es mit den riesigen Wellen aufzunehmen.
In einer Ferienregion einkaufen zu gehen, ist der blanke Horror. Zig verplante Menschen, die keine Orientierung haben und brüllende Kinder, die völlig überstrahlt sind von so vielen Menschen. Es ist einfach nur anstrengend. Hinzukommt dass du dein komplettes Auto mitschleppen musst. Also zumindest den Inhalt, da leider auch eingeschlagene Autoscheiben in Dänemark keine Seltenheit sind. 1:0 für Island. Dort hat das Portemonnaie ausgereicht.
Unser letztes Ziel für heute war Blockhus mit seinem wunderbaren Autostrand. Tatsächlich ist es schon ein Risiko, wenn es lange Zeit nicht geregnet hat auf den Strand zu fahren. Da muss man genau hinsehen wo loser Sand liegt, sonst kannst du dich von jemandem rausschleppen lassen. Es war genauso toll wie bei unserem letzten Besuch. Menschen suchten nach Muscheln, Möwen suchten nach Menschen oder zumindest ihren Sandwichen.
Wider erwartend, fanden wir einen wunderschönen Naturcampingplatz unweit des Meeres, der sehr viele freie Kapazitäten hatte. Das haben wir nicht erwartet und dachten eher auf irgendeinem Parkplatz die Nacht zu verbringen. Umso besser. Nun sitzen wir draußen, essen Käse-Grillwürste und haben uns vorgenommen, morgen ganz zeitig loszumachen, um den großen Ansturm ein bisschen auf sich warten zu lassen.