Die 5°C Temperatur waren aufgrund der Sonne heute Morgen kaum zu merken. Und so ist es immer hier. 16°C fühlen sich an wie zu Hause 25°C. Die Sonne hat eine extreme Intensität in Wärme und Licht. Außerdem erfreuten wir uns an der wohl wärmsten Dusche, die es geben kann. Die Heizung bollerte auf 5. Naja, die Region biete ich ja genug natürliche Wärme.
Auch Island ist von Camper Unarten nicht verschont geblieben. Du stehst auf einer Menschen leeren Wiese. Es ist überall Platz und es wird sich genau neben dich geparkt, mit einem Abstand von drei Metern. Gestern überstieg die Dreistigkeit allerdings alles, was wir bis jetzt erlebt haben. Zwei Mädels mit Dachzelt standen vor einer Picknickbank und waren bloß kurz in der Dusche. Als sie wiederkamen, hatten sie weder etwas zum Sitzen noch die Möglichkeit überhaupt in ihr Dachzelt reinzukommen. Unmöglich. Natürlich sind sie weggefahren, war ja noch genug Platz überall woanders war.
Wir schauten uns die Region um den Myvatn an, der durch allerhand Vulkanaktivität geprägt wurde. Wir machten kleine Wanderungen auf Pseudokratern und Tuffsteinen am Seeufer. Heute machte der See seinem Namen wirklich alle Ehre. Es waren so viele Mücken um dich herum, dass du Angst hattest, sie zu verschlucken, sobald du versucht hast einzuatmen. Beim Autofahren hast du das Gefühl es regnet. So klimpert es, wenn tausende Mücken gegen die Windschutzscheibe fliegen.
Das schönste an diesem Land ist die Vogelvielfalt. Wer hätte gedacht, dass in dieser Eiseskälte so viele Arten leben. Eigentlich brauchst du hier nur deine Kamera und einen Campingstuhl und bekommst auch den Tag rum. Vor allem haben alle Junge. Besonders schön ist es, den Enten und Schwänen auf dem See zuzuschauen, wie sie aufgereiht mit ihren kleinen Küken übers Wasser schippern.
Wir erleben jeden Tag ein anderes Island. Ja, eigentlich ändert sich die Landschaft jede Stunde. Wer denkt, dass Island nur aus Vulkangestein besteht, der täuscht sich. Es gibt Wald. Es gibt Wiesen und Felder. Es gibt hohe, schneebedeckte Berge. Es gibt Küsten und Seen mit bunten Sommerblumen.
Wir besuchten den Godafoss, einen gigantischen Wasserfall am Rande einer Hochebene. Hier war es mal wirklich richtig voll. Island hat eben sehr viele Kreuzfahrthäfen und die Menschen werden dann zu den Sehenswürdigkeiten hin verteilt. Man kann sie sehr gut unterscheiden von den Campern, weil sie eben Jeans und Turnschuhe tragen und überhaupt nicht auf die Temperaturen in Island vorbereitet scheinen.
Wir trafen bei Akureyri wieder auf die Küste und nahmen den Abzweig nach Grenivik. Was für eine sagenhafte Landschaft: der tiefe, blaue Fjord, grüne saftige Wiesen mit Sommerblumen und Heuballen, wunderschöne Holzkirchen, Islandpferde und alles eingerahmt in schneebedeckte Berge. Es ist so eine idyllische Region, dass man sich fast vorstellen könnte, hier zu leben. Vor allem hast du beste Sicht aufs Wasser, wo sicherlich ab und zu mal ein Buckelwal vorbeischwimmt.
Das Thermometer zeigte heute 26 °C. Wir wissen nicht, ob das gewöhnlich für diese Region ist, aber erwartbar war es überhaupt nicht. Wir mussten ins Wasser und das dringend. Es war vielleicht nicht die beste Idee, in ein Geothermalbad zu gehen, aber tatsächlich wollten wir auch diese Seite von Island kennenlernen. Wir besuchten am Nachmittag also die Forrest Lagoon in Akureyri.
Wie der Name schon sagt, liegt sie idyllisch im Wald mit Blick über den Fjord zur Stadt hinüber. Du bezahlst schon mal den fünffachen Eintritt eines ganz normalen Schwimmbads in Deutschland. Das ist übrigens noch die billigste Variante. In der blauen Lagune, der wohl berühmtesten Therme, bezahlst du 110 € Eintritt. Du bekommst ein Armband, mit dem du Zutritt zum Bad hast, Getränke bestellen kannst, dein Spind auf- und zuschließen kannst und falls du die Nummer vergessen hast, wird dir das sogar an einem Computer angezeigt, welche es ist.
Erst mal musst du nackt duschen, um deine Keime loszuwerden. Dann darfst du dir aber einen Badeanzug anziehen und dich in 41°C warmes Thermalwasser legen. Es war wirklich wunderschön und entspannt draußen im Wasser zu sein und die Natur zu genießen. Allerdings war es fast schon zu warm, so dass wir eigentlich mehr am Rand gesessen haben als im Wasser selbst. Im Winter bestimmt ein noch tolleres Erlebnis.
Wir verbrachten also 2 Stunden mit Relaxen. Das Highlight war die Badeanzugtrocknungstrommel. Du steckst ihn rein, hältst die Klappe 10 Sekunden zu und schwupp - trocken ist er. Perfekt! Da du alle Pflegeprodukte auch im Spa nutzen konntest, haben wir so gut gerochen wie seit zehn Tagen nicht mehr.
Mittlerweile waren wirklich hochsommerliche Temperaturen. Wir gingen in der Stadt noch etwas einkaufen und machten uns dann auf die Suche nach dem Campingplatz. Dieser war gigantisch und wahrscheinlich der größte, in ganz Island. Tatsächlich braucht man ihn auch. Die Isländer sind schließlich auch mit ihren Wohnwägen unterwegs.