Wir kamen heute Morgen nur ein paar Kilometer bis wir an einer Brücke Halt machten und ausstiegen. Auf einmal sahen wir eine Robbe an den Felsen entlang schwimmen. Wir liefen über die Brücke und realisierten erst dann, dass ich im Wasser unzählige Papageientaucher tummelten. Bis jetzt haben wir sie ja immer nur auf Land gesehen, aber sie beim Fischen zu beobachten, war was besonderes.
Was hier am Morgen für ein Leben am Fjord herrscht, ist mit nichts in Worte zu fassen: Robben, Papageientaucher, Schafe und unzählige weitere Seevögel. Kein Auto. Außer uns fährt diese abgeschiedenen Straße um diese Uhrzeit niemand. Du bist also ganz alleine mit dir und dieser gewaltigen Natur.
Die Westfjörde sind tatsächlich noch nicht so überlaufen und den ganzen Morgen haben wir eigentlich nur ein bis zwei Autos gezählt. Dabei ist es eine fantastische Region Islands. In der Ferne zeigten sich nun auch Gletscher über den Fjord.
Wir verbrachten also den Tag damit in einen Fjord reinzufahren, um ihn dann am anderen Ufer wieder rauszufahren. Insgesamt waren es heute neun. Das ist keineswegs langweilig, denn wir hatten eine Aufgabe – Wale sichten. Tatsächlich entdeckten wir wahrscheinlich einen Schweinswal auf der glatten Wasseroberfläche treiben. Luftlinie war er eigentlich ziemlich weit weg, aber das Ausblasen hat man trotzdem bis zu unserem Aussichtspunkt gehört. Es war das einzige Geräusch in der stillen Landschaft.
Auch wenn wir nicht mehr Glück mit Walen hatten, war für den restlichen Tag auf die Robben Verlass, die überall am Wegesrand auf den Felsen lagen oder Fische jagten. Eine Robbe hatte ein Fisch im Maul, der sah gefährlicher aus als sie selbst und hatte gigantische Zähne.
Die Aussichten entlang der Straße waren spektakulär. Auch die Schafe wogen sich hier auf der Straße in Sicherheit, was uns wiederum sehr viel Aufmerksamkeit abverlangte.
Wir kamen zur wohl einzig größten Ortschaft – Isafjördur. Schon von Weitem sahen wir 4 große Pötte im Hafen stehen. Tatsächlich waren wir darauf auch vorbereitet, weil wir vorher geschaut haben, wo wir auf Kreuzfahrtschiffe treffen werden. Allerdings haben sich die über 5000 Passagiere hier ziemlich verteilt, weil die Stadt einfach nicht schön ist, dass man flanieren kann und die meisten Gäste mit großen Reisebussen durch die Gegend gefahren wurden.
Wieder andere mieteten sich ein Elektromobil auf dem Schiff und mussten nun um eine Hafenstadt zu erkunden nicht mal mehr laufen. D.h. du fährst mit dem Schiff über das Meer, hältst irgendwo an und brauchst dich keinen Meter bewegen. Was für ein Luxus – für andere. So entdeckt man also die Welt.
Wir wir tankten das Auto voll, gingen etwas einkaufen, besuchten die obligatorische Autowäsche und sahen zu, dass wir wieder in die Stille des Fjords zurückkommen. Wir kamen zu einem Tunnel, indem es sogar eine Kreuzung gab. Kreisverkehr kennen wir. Abfahrten kennen wir, aber eine Kreuzung im Tunnel, das war schon etwas Besonderes für uns. Die Tunnel sind übrigens einspurig, umso frequentierte, umso länger brauchst du durch, weil du jedes Mal in einer Haltebucht verschwinden musst, wenn dir was entgegenkommt.
Wir kamen nach Flateyri - wieder eine Ortschaft, die sich selbst einprägsam macht. Hier sind es nicht die bemalten Mülleimer, sondern die Häuserfassaden mit Küstenvögeln, die das Dorf schmücken.
Wir gelangten zu einem Bilderbuchsandstrand, der auch hätte irgendwo in der Südsee sein können: türkisfarbenes Meer, weißer Sand und hohe Berge. Der Unterschied zu dieser Region waren allerdings mindestens 20°C. Betreten durfte man den Strand übrigens nicht, denn es ist Entenbrutgebiet.
So ein am Tag am Fjord ist sehr anstrengend, weil man guckt und sucht, ausweicht und erstaunt ist oder sich einfach nur freut, das nächste Tier gefunden zu haben. Nun sitzen wir in der kleinen Ortschaft Pingeyri bei strömenden Regen in unserem gemütlichen Caddy. Das Wetter ist bis jetzt übrigens sehr gut tagsüber.