Das Wetter heute Morgen, isländisch. Naja, so genau können wir das eigentlich gar nicht sagen, weil wir bis jetzt immer sehr gutes Wetter hatten. Es regnete zumindest. Dies hielt aber die blöden Mücken fern. 5:30 Uhr suchten wir die Dusche auf, weil das wohl die einzige Zeit ist, wo du deine Ruhe hast. Allerdings sind wir noch mal eingeschlafen und für unsere Verhältnisse heute sehr spät los gemacht.
Wir befinden uns auf dem Golden Circle – eine sehr touristische Strecke mit allerhand Geothermalfeldern und Wasserfällen. 9:30 Uhr kamen wir am großen Geysir Gebiet an. Tatsächlich war es noch ziemlich leer und die Reisebusse wahrscheinlich noch unterwegs. Wir besuchten das große Informationszentrum und bestaunten das Geysir Hotel, welches Blick auf den Strokkur bietet. Das ist der Geysir, der circa alle 5-10 Minuten eine 30 m hohe Fontäne in die Luft jagt. Preis pro Nacht über 500 €.
Es war schon ziemlich spannend vor diesem Monster zu stehen und zu warten bis sich die Wasseroberfläche nach oben wölbt, denn dann war es soweit „Bamm“. Wir brauchten ungefähr sechs Eruptionen, um alles im Kasten zu haben bis wir uns auf den nahegelegen Gipfel verzogen und das Spektakel mit dem ganzen Reisegruppen von oben beobachteten. Auch der Blick aus der Ferne, wenn der Geysir in die Höhe schießt, ist spektakulär.
An das Gebiet grenzt ein Wald an mit einem wunderschönen Picknickbereich, der uns sehr an die kanadische Wildnis erinnerte. Wir denken sehr oft an Kanada und Alaska – wahrscheinlich viel zu viel und vergleichen ständig anderer Orte damit. Es wird Gründe haben, warum dies unser Sehnsuchtsort ist.
Wir kamen zum Gullfoss, der nicht nur spektakulär aufgrund seiner Höhe und Breite ist, sondern vor allem aufgrund der Wassermassen, die in die Tiefe stürzen und sich vorher durch eine Schlucht schlängeln. Erstaunlicherweise hat sich jeder daran gehalten nicht über die Absperrung zu gehen, denn es wäre das Todesurteil gewesen. Aufgereiht wie an einer Perlenkette wateten wir mit allen andern Touristen, um die Aussichtsplattform zu begehen. Tatsächlich ist es aber verständlich, dass ihr so viel los ist. Wir sind ja schließlich auch hier.
Während wir früh noch traurig waren, dass wir den Golden Circle ohne goldenes Wetter fahren werden, hatten wir am Wasserfall bereits wieder 20°C Celsius und strahlenden Sonnenschein. Das Wetter in Island ändert sich minutenweise und erst recht, wenn man den ganzen Tag unterwegs ist.
In Reykholt besuchten wir das Friðheimar Tomaten-Imperium. Klingt komisch, ist aber so. Diese Anlage aus unzähligen Gewächshäusern steht mitten auf einem Geothermalfeld und dient dem Anbau von Gemüse, vor allem Tomaten. Man kann sich diese Gewächshäuser von innen ansehen. Reihe für Reihe hängen Cherrytomaten gefühlt von der Decke runter. Drinnen erwarten dich gemütliche Sitzgelegenheiten mit einem Tomatensuppen-Buffet und köstlichem Brot. Leider nur für vor gebuchte Touristengruppen.
Trotzdem war es sehr schön dort rumzulaufen. Es fehlte nur noch die tomatenbasierte passende Musik zu diesem Ambiente – vielleicht der Ketchup Song oder so. Was nicht ganz so toll war, waren die in eine Box eingepferchten Hummeln, die wahrscheinlich in regelmäßigen Abständen rausgelassen werden, um die Tomatenpflanzen zu bestäuben.
Viele Gärtnereibetriebe nutzten hier die Erdwärme für Gewächshäuser und einem kleinem dazugehörigen Selbstbedienungsladen. Dieses Mal gab es sogar in Erdwärme gebackenes Brot. Ein Landwirtschaftsbetrieb mit Kühen hat sogar ein kleines Besucherzentrum mit Wc an die Straße gesetzt. Dort kannst du dir Skyr, Frischmilch und Eis zapfen. Natürlich alles ohne Personal dafür abzustellen. Bei uns würde so ein Modell wahrscheinlich nicht funktionieren, weil es nicht lange so aussehen würde.
Wir fuhren weiter durch Weideland. Plötzlich jagten ca. 50 Islandpferde mit Karacho auf ihre Koppel. Was für ein Bild! Leider waren sie zu weit weg, um das ganze zu fotografieren, aber es sah gewaltig aus. Wir fassen also zusammen. Wenn man an auf dem Golden Circle entlang fährt, denkt man, die Isländer verdienen ihr Geld mit drei Dingen – Pferden, Tomaten und Parkplatzgebühren.
In Laugaras wird gerade wieder an einem neuen Thermalbad gewerkelt. Laut den Entwürfen wird das wirklich eine wundervolle Therme mit Rundbögen, Grasdächern und alles sehr naturbelassen. In Island gibt es circa 10-15 dieser großen, schon etwas luxuriösen Bäder. Darüberhinaus hat fast jeder Ort sein eigenes Schwimmbad mit Hot Spots und Außenbecken. Im Winter bestimmt wundervoll.