Der gestrige Abend war wirklich fantastisch. Während wir in der Sonne gesessen haben, jagten die Robben am Ufer nach Fischen. Für uns ging es heute weiter durch zerklüftete Fjordlandschaft mit schärenähnlichen Inseln. Die Ebbe verwandelte das Meer in eine surreale Landschaft. Ortschaften gab es fast keine.
Tatsächlich gab es auch keinen Handyempfang mehr, was für Island wirklich eine Besonderheit ist. Eine Stunde lang ist uns niemand begegnet und in den nächsten 2 Stunden waren das ganze zwei Autos. Gut, es war auch ziemlich früh. Wir sind ja schon um 6:45 Uhr gestartet.
Habt ihr schon mal Schafe im Meer schwimmen sehen? Wir ja. Wahrscheinlich haben sie sich ein bisschen mit der Ebbe überschätzt. Tatsächlich gelingt ihnen das aber sehr gut. Sieht halt nur komisch aus.
Besonders toll sind die vielen kleinen Verkaufsstände von Privatpersonen. Manchmal stehen sie in einer kleinen Siedlung oder einfach irgendwo im Nirgendwo. Drinnen gibt es Regale mit Waren des eigenen Bauernhofs oder selbst Gebackenes: Brot, Kekse, eingelegter Fisch, Fertiggerichte, Marmelade, Eier, Butter und du konntest dir sogar einen Kaffee kochen. Bezahlt wird bar als Kasse des Vertrauens oder du nimmst halt das Kartenlesegerät.
Wir genossen die Vogelwelt heute wieder in vollen Zügen. Ich vermisse sie jetzt schon. Natürlich auch die wahnsinnigen Ausblicke und die unzähligen Kilometer auf Schotterstraßen. Schlimmer als eine unasphaltierte Straße sind jedoch die Teilabschnitte, wo einfach grober Riesensplit auf die Straße gekippt wird, der sich irgendwie festfahren soll. Jedes Mal, wenn dich jemand überholt, hast du Angst deine Windschutzscheibe einzubüßen. Jeden Morgen hingegen ist es ein aufatmen, wenn alle Reifen das Autos noch Luft haben.
Heute war irgendwie ein Fahrtag. Sowas muss es auch mal geben. Tatsächlich passierte bis Nachmittag nicht viel außer wundervolle Landschaft. Es ist ja auch verdammt schwer für einen Tag nach einem Highlight-Tag das noch zu toppen. Da müssten die Wale schon Ballett tanzen. Wir verließen folglich die Westfjorde und tauchten ein in die Halbinsel Snaefellsness.
Obwohl wir 50 km Schotterstraße bis hierher gebraucht haben, war es plötzlich voll. Wenn man nach mehreren Tagen aus dem Norden Islands und den Westfjorden kommt, ist das schon ziemlich eindrucksvoll wie viele Menschen auf einmal die Aussichtspunkte und Picknickplätze frequentieren. Die Nähe zur Hauptstadt Reykjavik ist nun spürbar.
In Stykkisholmur, dem größten Ort der Halbinsel, machten wir Halt, denn es gab einiges zu erledigen. Einkaufen, Auto waschen und vor allem tanken. Benzin kauft man hier nicht, wenn man es benötigt, sondern wenn es gerade günstig ist. Der Preisunterschied liegt im Land bei circa 0,25 € der Liter und bei einem Durchschnittspreis von 2,10 € musst du halt diesen Weg gehen.
Die Gegend war wunderschön. Wir kletterten auf einem Berg, bemalten Steine auf einem Gehöft und schauten uns den Hafen des Ortes an, wo man auf einem dicken Felsen den Leuchtturm umrunden konnte. Was in Island nicht fehlen darf, sind Food Trucks mit Hotdog Verkäufern oder Fish and Chips.
Das Wetter veränderte sich dramatisch. Zeitgleich erlebten wir alle Jahreszeiten: der Wind peitschte, Sprühregen zischte um uns, während wir in Nebel getaucht waren und zeitgleich schien die Sonne. Naja, der Schnee hat gefehlt. Es bildete sich ein Wolkenknäuel, der an den Bergen kleben blieb und sich dramatisch in die Tiefe stürzte. Island versorgt uns immer mit dem Wetter, was genau zu der jeweiligen Landschaft passt. Manches kannst du einfach nicht bei Sonne erleben, weil es dann seinen Charme verlieren würde.
Genau zu dieser Zeit entdeckten wir einen abgelegenen Wasserfall, den man sich erst mal über einen steilen Hang erarbeiten musste. Das Highlight - man konnte hinter ihn treten. Wenig weiter stehen wir nun auf einem gemütlichen Campingplatz mit Blick zum Kirkjufell Mountain, dem bekannten Berg aus der Serie Games of Thrones.