Montag, 21. Juli 2025

Island - im Herzen des Vatnajökull Nationalparks …


Wie wir gestern noch erfahren haben, ist dieses Wetter, was fast über die ganze Insel verteilt liegt, eine große Gaswolke aus Schwefeldioxid. Mittlerweile wohl auch mit Grenzwerten, wo man sich draußen schon eine Atemschutzmaske aufsetzen sollte. Und gestern war genau an der Stelle der Himmel wieder klar, wo laut Karte die Wolke endete.





Leider half uns das nicht viel, denn es sah am Morgen genauso aus, aber doch etwas anders, denn dieses Mal war es wirklich Küstennebel. Genauso nebelig wie das Wetter war unser Gemüt, denn wir waren hundemüde und haben nicht mal 6 Stunden Schlaf gefunden. Die letzten Tage waren anstrengend und lang. 





Im ganzen Land waren wir immer die ersten, wenn wir gegen halb oder um 6:00 Uhr aufgestanden sind. Hier ist das längst vorbei. Zu dieser Zeit haben viele schon die halbe Ringstraße durchquert. Die ganze Nacht ist also Begängnis auf so einem Campingplatz, dass du kaum zur Ruhe kommst. Besonders bemerkenswert sind die Leute, die irgendwann nach um 23 Uhr eintrudeln und ja vor um 6 Uhr verschwinden, um die Gebühren zu sparen. Man findet sie dann irgendwo im Nationalpark parkend, wo sie sich ausschlafen. 





Nach wenigen Kilometern hatten wir wieder Sonne und Wolken, die wie ein Schleier in den Bergen lagen oder dichter Nebel in Küstennähe über das Wasser zog. Es sah mystisch aus. Wir fuhren auf einer flachen Ebene, so genannte Überschwemmungsebenen des gigantischen Gletschers Vatnajökull mit seinen Gletscherzungen. Dieser hat eine Größe von 7.700 km². Wieder der Vergleich zu Madeira - genau 10x so groß wie die Insel.





Es dauert ja nicht lange und alles versank wieder im Nebel. Sobald das Überschwemmungsgebiet allerdings vorbei war, auf den Punkt genau, lichtete sich wieder der Himmel. Ortschaften gibt es hier übrigens relativ wenig, denn hier erstreckt sich der Vatnajökull-Nationalpark. 




Immer wieder gab es kurze Spazierwege zu den einzelnen Gletscherarmen. Du warst vielleicht noch 100 m entfernt. So nah waren wir einem Gletscher noch nie. Die Temperaturen sanken hier wieder enorm. Insgesamt ist es hier ziemlich kalt in dieser Region. Aber ist ja logisch, wenn so viel Eis in der Umgebung liegt. 




Das Eis begleitete uns also den ganzen Tag. Immer wieder zog es sich an verschiedenen Stellen die schroffen Berge nach unten. Und heute konnten wir es auch wieder genießen, denn es ist wesentlich ruhiger als gestern. Wahrscheinlich ist der Weg hier runter doch vielen, bei kurzer Reisezeit, zu lang. Wenn sie wüssten, was sie verpassen werden. 




Wir besuchten den Fjallsárlón Gletschersee, der kleine Bruder des Jökulsárlón. Dieser ist bereits gigantisch. Auf dem Wasser schwimmen Eisberge, des kalbenden Gletschers. Man kann Schlauchboottouren unternehmen, um dem Eis ganz nah zu sein. 




Wir dachten schon, dieser Gletschersee ist atemberaubend, bis wir beim 18 km² großen Jokulsarlon ankamen. Es dauerte ganze 2 Minuten, dass wir ihn sehen konnten. Dann wurde er verschluckt vom Küstennebel. Da das Wetter sich binnen kürzester Zeit auf Island ändert, gönnten wir uns erst mal eine typische Hummersuppe aus Kaisergranat. Sie war köstlich.




Der See ist mit 284 m der tiefste See Islands und hat einen direkten Zugang zum Meer. Ratet mal, was beim Wechsel von Ebbe und Flut wohl passieren wird? Die Eisberge zischen vom See an den schwarzen Strand davor. Deswegen wird dieser auch Diamond Beach genannt. Dieser steckte genau zur richtigen Zeit in einer Nebellücke. 



Auf einmal ging alles ganz schnell. Es war schon bemerkenswert, den Himmel vom Meer zu unterscheiden, aber dann noch eine Rückenflosse zu sehen. Es gibt sie sehr selten die Once-in-a-Lifetime-Erlebnisse – dies war so einer. Habt ihr jemals einen Wal vom Strand aus sehen können? Tatsächlich ist dies auch kaum irgendwo möglich, da Strände flach abfallen, aber nicht in Island. Dort gehen sie ganz schnell, ganz tief nach unten.




Nebenbei fotografierten wir natürlich auch noch die Eiskristalle, wie sie auf dem schwarzen Untergrund lagen. Es ist hier wirklich einer der schönsten Orte auf Island. Der Nebel  lichtete sich und die ganze Gletscherlagune lag uns zu Füßen. Auf den bis zu 12 m hohen Eisbergen ruhten sich Möwen aus, Robben schwammen durch das Wasser auf Nahrungssuche und verschiedene Entenarten duellierten sich im Hindernisparcours der Gletscherbucht. 




In Island zu reisen, heißt sich völlig nach der Natur zu richten: Du musst das Wetter beachten und vor allem die Nebellücken. Die Gezeiten sind wichtig, ob du Robben auf den Felsen liegen siehst oder Eisberge Richtung Strand schwimmen. Du musst die endlose goldene Stunde nutzen, um die besten Aufnahmen zu erwischen oder eben das Wetter nehmen, welches dieses Land gerade für dich bereithält. Dass wir drei Wochen nicht durchgehend Sonnenschein und 25°C haben werden, wussten wir. Aber wir können jetzt schon sagen, dass das Wetter unsere Vorstellungen bei Weitem übertroffen hat.



Wenn wir gerade beim Wetter sind - ab Nachmittag schüttete es durchweg. Das war das erste Mal überhaupt. Hat uns aber nicht gestört, denn wir hatten nur noch eine Stunde Fahrzeit bis zu unserem Campingplatz. Dabei passierten wir wieder wunderschöne Hotels, die sich in Island wirklich sehen lassen können. Sie sind im Bungalowstil erbaut, zumindest maximal zweigeschossig. Sie häufig aus dunklem Holz erbaut sind und mit Grasdach bewachsen. Sie haben meist eine spektakuläre Aussicht und fügen sich harmonisch in die Landschaft ein.