Freitag, 4. Juli 2025

Island - Nebel des Grauens …


Da liegst du am Morgen bei 8° Celsius, mit offenen Türen in einer dicken Decke und lässt dir die Sonne aufs Gesicht scheinen. So begann also unser Morgen, bis sich der dicke Küstennebel eisig wie ein Handtuch über die Bucht warf. 




Wir zogen los, aber zuvor holten wir uns noch eine Zimtschnecke mit Rhabarber Glasur von der jungen Dame, die auf dem Zeltplatz einen kleinen Stand aufbaute mit Backwaren, die frisch aus dem Ofen kamen. Übrigens, auch hier kann man ohne Probleme mit Karte bezahlen. Warum funktioniert das in Deutschland nicht? Da kann man manchmal nicht mal im normalen Laden oder beim Frisör digital sein Geld loswerden.





Wir bogen in eine Schotterstraße ab. Anders als wir die von Finnland gewöhnt sind, war die mit großen Steinen ausgestattet. Das hieß also für die nächsten 20 km Schrittgeschwindigkeit. Der arme Caddy mit seiner Starrachse. Ein Jeep wäre wesentlich besser für diese Straßen geeignet. Aber da muss er eben durch, wenn er nach Island fahren will. Es könnte im Laufe des Tages eigentlich nur noch schlimmer werden – wurde es auch. 




Wir kamen am Studlagil Canyon an. Türkisfarbene Wasser schlängelt, sich durch eine enge Schlucht aus Basaltsäulen. Eine unwirkliche Welt. Hier zeigte sich auch wieder das
Vollbild der touristischen Idiotie. Man wusste nicht, ob man hin oder weg gucken sollte. Da kraxeln Menschen in Adiletten oder stinknormalen Turnschuhen die Säulen nach oben oder in der Schlucht selbst, entlang des reißenden Flusses. Nirgendwo gibt es eine Sicherung. 





Kein Wunder, das in Island die Todeszahl häufig durch Touristen nach oben getrieben wird. Nun können wir auch nachvollziehen, wie sowas passieren kann. Wir wären ja für einen Island Führerschein. D.h. bei Ankunft wird nicht geschaut, ob du zu viele Zigaretten eingeführt hast, sondern du musst zeigen, mit welchen Schuhen du ausgestattet bist, ob du trittsicher bist und musst einen Idiotentest machen, wie wichtig dir ein Selfie am Abhang ist. Demzufolge erhältst du dann deinen Führerschein für das Land oder darfst wieder nach Hause fliegen. Tatsächlich musst du die Touristen vor sich selber schützen.





Wir bogen kurzzeitig auf die Ringstraße ab. Diese Straße umrundet die komplette Insel. Die meisten Touristen fahren sie in circa 10-14 Tagen und kommen dann wieder in der Hauptstadt Reykjavik an. Sie ist nicht sehr lang, so dass man in dem Zeitraum sehr gemütlich fahren kann. Jedoch schießen die Autos, und das sind fast alles Mietwagen, mit Hochgeschwindigkeit an dir vorbei. Dabei ist hier nur 90 km/h erlaubt. Verrückt.




Wir fuhren in einer Mondlandschaft. Hin und wieder gab es kleine Tümpel mit Enten darauf, ansonsten nur in der Ferne ein paar Gletscher. Als wir wieder Richtung Küste abbogen, waren wir wieder ganz allein. Kilometerlang kam kein einziges Auto und keine Siedlung. Auf wen aber immer Verlass ist, sind die Schafe.





Wenn man sich auf eine Reise vorbereitet, schaut man auch gerne Filme zu diesem Land, die von Reisenden bei YouTube hochgeladen werden. Verrückt ist, wenn man diese auch genau hier dann noch trifft. Es ist irgendwie spannend, die Menschen im echten Leben kennenzulernen. Wir hatten heute also ein nettes Gespräch.




Während wir heute Vormittag am Canyon noch mit T-Shirt rumgerannt sind, zog dieser eisige Nebel nun wieder an der Küste entlang und wir hatten nur noch 8°C. Selbst aus dem Flussläufen und kleinen Tümpel stieg Dampf nach oben. Das bedeutet, dass die Gewässer wärmer sind als die Umwelt. Auch wenn es mystisch aussieht, macht es auf Dauer irgendwie depressiv. Wir suchten also die Sonne,
fanden sie aber immer nur ganz kurze Zeit. Leider hatte man damit auch kein Blick auf das Meer, wo ja manchmal Wale zu sehen sind.




Als wir Porshöfn ankamen, hatten wir wieder Sonnenschein. Man kann also auch mit warmen Decken bei 8°C draußen sitzen und wenn man will, auch die komplette Nacht. Denn dunkel wird es hier um diese Jahreszeit nie, so dass du zum Schlafen eigentlich eine Augenbinde brauchst.