Wir fuhren durch ein gewaltiges Geothermalfeld. Überall raucht es in der Landschaft und formte skurrile Wolken und Nebel. Lavafelder soweit das Auge reicht, die mit gelben Moos bewachsen waren. Eine wirklich unwirkliche Welt hier oben auf dem Pass. Durchzogen ist die Landschaft von dicken Rohren, die das heiße Wasser Richtung Reykjavik transportieren.
Heute stand auf dem Plan, dass wir uns in einem Hardcoreprogramm in 5 Stunden die Hauptstadt ansehen werden. Außerhalb wirkt sie riesengroß, aber der Altstadtkern ist ziemlich beschaulich. So beschaulich, dass selbst die Enten über die Stadt fliegen. Vielleicht liegt es aber auch am Tjörnin, einem See, der mitten in Reykjavik liegt.
Am Morgen war es noch sehr ruhig. Wir liefen entlang der Straßen, bewunderten die bunten, pastellfarbenen Holzhäuser und beobachteten die Enten beim Schlafen auf nur einem Bein. Auf einer Parkbank sitzend, neben einer Statue eines bekannten Lyrikers des Landes, konntest du einen QR-Code scannen und und nebenbei seine Werke anhören.
Reykjavik hat wunderschön angelegte Parks mit einer riesigen Blumenvielfalt. Wenn ich an die Hauptstadt von Island denke, denke ich bei weitem nicht an Blumen. Erstaunlich, dass die hier so gedeihen.
Reykjavik ist ein riesengroßes Freilichtmuseum. In jeder Straßenecke finden sich Wandmalereien, die entdeckt werden müssen. So konzentrierten wir uns also nicht nur auf die Haupttouristgebiete, sondern liefen Straßen im Zickzack, um die Murals der Stadt zu finden. Dabei kamen wir auch in normale Wohnsiedlungen, deren Bauten wie Betonklötze aus 1930er Jahren aussahen.
Im Zentrum steht die berühmteste Hotdog Bude der Stadt. Natürlich sind auch wir nicht daran vorbeigekommen. Die Wurst hat einen hohen Lammanteil und der Hotdog wird mit rohen und gerösteten Zwiebeln gemacht. Außerdem besteht er aus süßem Senf, Remoulade und Ketchup. War wirklich gut.
Dass wir uns tatsächlich im hohen Norden befinden, merkten wir, als wir an der Auslandsvertretung Grönlands vorbeikamen. Naja, soweit bis dahin ist es ja nicht mehr, könnte man meinen. Zumindest ist es so nah, dass selbst ganz selten Eisbären auf Eisschollen angetrieben werden, wie wir später im Museum erfuhren.
Wir kamen in Richtung des Wahrzeichens Reykjaviks, der Hallgrimskirkja. Es ist imposant, wie sie in der Stadt thront. Hier war es auch entsprechend voll. Tatsächlich wollte aber niemand nach oben, so dass man ganz schnell Reykjavik aus über 70 m Höhe genießen konnte. Auch von innen sah die Kirche wunderbar aus. Ihre Orgel hat 5275 Pfeifen und wiegt 25 Tonnen.
Island hat es sich übrigens zur Aufgabe gemacht, überall Regenbögen zu verteilen. In jeder Ortschaft gibt es sie auf Straßen, an Zäunen, als Flaggen oder anderen Malereien. Hier an der Kirche hat man sogar eine Blumenrabatte als Regenbogen angelegt. Das Grün bestand aus Petersilie.
Nach 20.000 Schritten machten wir uns gegen 14:00 Uhr auf in das Perlan Museum, wo wir einen Zeit-Slot gebucht hatten. Es ist ein Muss für jeden Reykjavik Besucher. Es wurde auf einem Warmwasserspeicher errichtet. Das Museum ist ein multisensorisches Erlebnis, was sich mit der Natur Islands beschäftigt.
Die Hauptthemen sind also: Vulkane, Erdwärme, Wasser, Flora und Fauna, Geysire und Gletscher. Es ist nicht eine normale Ausstellung, die man sich einfach nur anschaut. Nein, es gibt hier so viel zu tun und mit allen Sinnen zu erleben. Selbst ein Geysir spuckt Wasser alle paar Minuten im Atrium 20 m in die Höhe.
Wir hatten Glück und erwischten einen begehrten Platz in der Welt der Vulkane und Gletscher. Wir gingen also mit einer kleinen Gruppe in einen Raum mit riesiger Leinwand. Es duftete sogar nach abgekühlter Lava, die wir vorher in der Ausstellung gerochen haben. Wir schauten einen Film über den letzten Vulkanausbruch nahe Reykjavik im Jahr 2021.
Das nächste Highlight, was sich wohl erst in der Testphase befindet, kam sofort im Anschluss. Wir gingen in ein 360° Kino. Was heißt 360°? Rings um uns war eine gewaltige Kuppel als Leinwand und sogar der Fußboden war eine. Das Licht ging aus und wir unternahmen eine Reise in einen Vulkan. Es fühlte sich fast so an als würden wir VR Brillen tragen. Es war ein wahnsinniges Erlebnis, weil auch der Boden mit gewackelt hat.
Das war aber noch längst nicht alles. Nachdem wir aus dem stickig-warmen Raum entlassen wurden, tauchten wir ab in eine -15 °C kalte Eishöhle. Sie besteht aus 350t Schnee und Eis und ist die einzige die es weltweit gibt mit einer Länge von 100 verwinkelten Metern. Platzangst darf man hier keine haben.
Wir schauten uns die restliche Ausstellung an. Zum Beispiel steht auch ein riesiger Vogelfelsen mitten im Atrium. Überall kommen Geräusche her oder man riecht etwas, kann durch Mikroskope schauen oder auf großen Touch Displays selbst aktiv werden.
Den krönenden Abschluss bildete die 8K Projektion zu den Polarlichtern, ebenfalls in einem Kuppel Kino. Dabei erfuhr man vieles über Legenden Islands und vor allem, wie Polarlichter überhaupt entstehen. Es war wirklich magisch.
Es war also ein erlebnisreicher Tag und wir sind ziemlich fertig. Das Wetter tat sein übriges – Waschhaus. Die Sicht war also gleich Null, aber wir wollten aus der Stadt raus, denn wir brauchten einen Campingplatz in der Nähe unseres nächsten Termines morgen früh um 7 Uhr.