Kaum öffneten wir am Morgen die Autotür, kamen die Küstenseeschwalben schon wieder im Sturzflug auf uns zu. Also nichts wie weg. Wir kamen an einem Canyon. Naja, sagen wir eher nicht Schlucht dazu, sondern eine Felsspalte, die circa 50 m hoch war. Tatsächlich konnte man über einen kleinen Flusslauf auf Steinen dort hineinkriechen. Es war schon ziemlich abenteuerlich, mitten im Berg zu stehen und kaum noch Sonnenlicht zu sehen.
Unser nächster Halt war einem Strand voller Robben. Davor war ein Parkplatz mit Kamera, um dich auch zu erfassen, dass du ja auch dein Ticket bezahlst. Man kann dies jetzt als Touristenabzocke sehen, aber tatsächlich auch als Reglementierung der Besucher, was hier total Sinn macht. Es gibt genaue Anweisung für den Strand. Du musst einen Abstand von 100 m halten und vor allem leise sein.
Dann kannst du die Tiere in vollen Zügen genießen, wie sie sich auf den Steinen sonnen und ihre Hinterflossen in die Höhe strecken. Dabei lachen sie immer, zumindest sieht es so aus als würden sie das tun. Übrigens, wenn Robben trocken sind, sind sie richtig schön flauschig und haben dunkle Augenringe. Aber sobald sie nass werden, montieren sie zu gefährlichen Raubtieren. Zumindest verändert sich ihr Aussehen mit der Feuchtigkeit ihres Fells.
Ca. 300 Bilder später zogen wir weiter und fuhren durch ein weites Lavafeld, entlang eines gigantischen Basaltcliffs, was mitten in die Landschaft geparkt war. Wir verließen also die Snaefellsness Halbinsel und uns kamen massenweise Autos entgegen, die wie eine Perlenkette aufgereiht fuhren. Das ist also der Overtourism in Island. Davon haben wir ja bisher nicht viel mitbekommen in unseren abgelegenen Gebieten.
Wir kamen nach Borgarnes und es erschlug uns fast. Einkaufen war wirklich kein Erlebnis. Die Menschen rannten völlig ferngesteuert im Laden umher, um bezahlbares Essen zu finden. Wir mussten wieder weg – und das dringend. Wir tun so, als wären wir tagelang im Outback gewesen. Aber tatsächlich gab es keine größeren Ortschaften, außer kleine Küstendörfer und stundenlang vielleicht eine handvoll Autos, die uns entgegenkamen. Es ist uns alles zu geschäftig. Wir brauchen Ruhe.
Wir begaben uns wieder ein Stück auf die Ringstraße. Auch heute können wir wieder sagen, wer Island nur auf dieser Ringstraße bereist, entdeckt Deutschland auf der A4. Dabei gibt es so viel mehr zu sehen. So zum Beispiel der Grábrók Vulkan, welcher wieder einmal begehbar war. Tatsächlich lag dieser aber ausnahmsweise wirklich mal an der Ringstraße.
Manchmal schauen wir uns Google Rezensionen an, um zu gucken, ob sich ein langer Weg oder Aufstieg lohnt. Was bei diesem Vulkan stand, lässt eine nur mit dem Kopf schütteln. Hat doch nicht tatsächlich jemand geschrieben, dass es schade ist, dass es kein aktiver Vulkan ist, an dem Lava hinaus fließt. Okay, wir fassen zusammen: wir besteigen also über Plankenwege einen Vulkan, der Feuer speit und es ist sehr bedauerlich, dass wir eben nicht hier unser Leben riskieren können.
Wir hielten am Laxfoss. Zumindest dachte wir, hier einen Wasserfall zu finden. Laut Karte war es ein kleiner Spaziergang. Wir kamen also irgendwann am Wasserfall an, an dem Lachse in entgegengesetzte Richtung nach oben sprangen. Den gleichen Weg zurück zu laufen, wäre langweilig. In der Karte sahen wir, dass ein Rundweg eingezeichnet ist.
Allerdings war dieser vielleicht vor 20 Jahren das letzte Mal zugänglich. Auf einmal befanden wir uns mitten im Gestrüpp und morastigen Untergrund. Hätten wir uns auf dem Handy nicht irgendwie orientieren können, wären wir völlig verloren gewesen. Zu guter Letzt mussten wir noch über einen schmalen Flusslauf springen, um die Straße zu erreichen. Aber hey, wir haben’s geschafft.
Wir kamen zur Deildartunguhver, die größte Geothermalquelle des Landes. Mit über 100°C kocht das Wasser aus einem Felsgestein nach oben. Die Absperrung ist nicht sehr vertrauenswürdig, dafür aber die großen Warnschilder. Mit dieser natürlichen Wärme werden in Island sehr viele Gewächshäuser betrieben und genau dort bezogen wir heute unsere mit Geothermalwärme gereiften Tomaten her.
Es ging weiter. Die ganze Zeit begleitete uns der Langjökull. Umso näher wir kamen, umso gigantischer wurde dieser Gletscher. Dabei siehst du nur einen winzigen Bruchteil seines vollen Ausmaßes. Er ist über 950 km² groß und damit über 20% größer als die Insel Madeira.
Wir kamen mitten auf einer Ebene an einem Haus vorbei. Leider war es zum Fotografieren zu weit weg. Es war ringsherum verglast und oben hatte es eine Kuppel, ähnlich dem Petersdom, aber auch vollständig aus Glas. Nordlichter von hier zu beobachten, ist wahrscheinlich das Beste, was dir passieren kann.
Das letzte Ziel für heute waren der Hraunfossar und der Barnafoss - also eine gewaltige Stromschnelle und ein Wasserfall, der sich über zig Meter entlang eines Hanges in die Tiefe stürzt.
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beste Mischung a la Alaska |