Montag, 21. Juli 2025

Todeszone Island …


Tja, irgendwann musst du es uns auch mal mit dem schlechten Wetter erwischen. Wenn es doch wenigstens geregnet hätte, aber dafür hatten wir eine dicke und undurchdringbare Suppe. Vor uns lagen Gletscher, rechts von uns das Meer und nichts davon haben wir gesehen. Wenn du das über Stunden hinweg hast, ereilt dich die Küstennebeldepression.




Wir schauten uns das neugestaltete Stadtzentrum Selfoss an, in dem es wohl gestern eine Party gab. Zumindest standen überall noch halbvolle Bierbecher rum. Wer sich das in Island leisten kann, scheint Millionär zu sein.



Wir besuchten kleine, unbekannte Wasserfälle und beobachten ein paar Angler. Einer zog einen riesigen Fisch aus dem Fluss und riss die Arme vor Freude nach oben. Allerdings nutzte der Fisch beim Selfiemachen die Gunst der Stunde und verschwand zurück ins Wasser.




Die isländischen Pferde sind schon komische Lebewesen. Erstens sehen sie selten etwas, da ihr Pony weit über die Augen hängt. Und zweitens sind sie nur damit beschäftigt, sich gegenseitig das Fell zu schaben. Diese Pferde haben ein besonderes Sozialverhalten und das gegenseitige Putzen stärkt die Bindung zueinander.




Wir besuchten das Lavacenter – eine Ausstellung, die sich mit den Vulkanismus Islands befasst. Es ist schon Wahnsinn das Ausmaß der Vulkane über das ganze Land verteilt zu sehen und vor allem zu wissen, wie häufig hier tatsächlich Erdbeben sind. Das letzte übrigens diese Nacht. Auch hat man gesehen, dass der Ort Grindavik wirklich auf einem Pulverfass steht.




Die Ringstraße war heute eine Katastrophe. Leider haben wir auch keine andere Möglichkeit als sie zu fahren. Hier im Süden reihen sich viele Hauptsehenswürdigkeiten Islands und dementsprechend fährst du aufgeführt wie auf einer Perlenkette. Wenn du irgendwo aus einer Nebenstraße auf die Hauptstraße abbiegen willst, wartest du ewig. 




Zu den wichtigen Attraktionen gehören zum Beispiel der Seljalandsfoss und der Skogafoss. Bei beiden waren die Parkplätze mit 100 Autos gefüllt. Von Weitem sah man die Menschenmassen wie kleine Ameisen an den Wasserfällen herum springen. Das taten wir uns nicht an und fuhren weiter. Nun ist auch wirklich verständlich, warum man an so solchen hochfrequentierten Plätzen so horrende Parkgebühren verlangt. Es muss eben auch alles unterhalten und eben reglementiert werden. 



Wir haben Island entgegen der Uhrzeigerrichtung besucht, damit wir einfach das Meer immer auf der rechten Seite haben. Wir denken das nächste Mal würden wir es anders machen. Erst den stressigen Süden und dann abtauchen in die sagenhafte Landschaft und Ruhe der Westfjorde und den Nordens des Landes. Hier unten tust du dir wirklich gar keinen Gefallen mehr.



Übrigens sind mehr als ein Viertel der Touristen US Amerikaner und tatsächlich hat sich die Insel auch voll auf sie eingestellt. Wir waren in einem Café, wo es Speisen gibt, die gibt es auf Island nicht, aber in den USA sind sie überall zu finden. Auf Isländisch steht überhaupt nichts mehr angeschrieben, sondern alles auf Englisch. Jeder spricht hier übrigens perfekt Englisch, auch Kinder. 




Wir steuerten dem Eyjafjallajökull entgegen. Das ist der Vulkan, der 2010 wahrscheinlich halb Europa lahmlegte, aufgrund seiner gigantischen Rauchwolke. Auch wir wären damals fast betroffen gewesen und hatten gerade noch den letzten Flug von London nach Hause bekommen. Gesehen haben wir ihn übrigens heute nicht. Wie gesagt, Waschküchenwetter.




Bei der Gletscherzunge des Mýrdalsjökull, dem Sólheimajökull, trauten wir uns endlich mal wieder aus dem Auto. Klar war hier auch viel los, aber man musste erst mal eine ganze Weile laufen, um den gigantischen Gletscher zu sehen. Das schafft einen Menschen vom Hals und schwupps ist es ziemlich ruhig. Die Temperaturen sanken am Gletscherrand auf locker 5-6 °C. 



Manche Leute sind sehr verwunderlich. Es ist uns tatsächlich schon mehrfach passiert, dass Menschen auf dem Weg zu einem Naturspektakel an uns vorbei rennen, 30 Sekunden halten, mit dem Handy ein Foto machen, zurück zum Auto rennen und weiterfahren. Der Durchschnittstourist fährt die Ringstraße in zehn Tagen. Wahrscheinlich haben manche wesentlich weniger Zeit. Was für ein Irrsinn.




Was wir uns nicht nehmen ließen, war das  Dyrhólaey Cliff, auf 110 m über dem Meer. Irgendwie war es gut von diesem gigantischen 10 km langem schwarzen Sandstrand aus der Höhe nicht allzu viel zu sehen, denn es wäre beängstigend. Wer überhaupt keine Angst hat, waren die hunderten Papageientaucher, die an der senkrechten Klippe hangen und ihre Jungen aufzogen. Was für ein Spektakel. Wir verbrachten hier eine Stunde mit Fotografieren und ich hätte locker noch drei hier sitzen können.



Wir kamen zum Reynisfjara, dem wohl gefährlichsten Strand auf ganz Island. Er müsste gar nicht gefährlich sein, aber die Touristen machen ihn z
u diesem. Heute fragte man sich, wie es die Menschheit auf Milliarden Personen geschafft hat, wenn man einen Tag entlang der Südküste Islands fährt. Am Cliff stehen sie über der Absperrung, wo es über 100 m nach unten geht. Du weißt gar nicht, ob du hinsehen sollst oder lieber wegschaust.




Die Gefährlichkeit des Strandes ergibt sich übrigens aus den Sneaker Waves, also Wellen, die sich anschleichen und überhaupt nicht bedrohlich aussehen. Das ist verursacht durch den steilen Uferbereich in dem Wellen nicht abflachen, sondern sich bedrohliche Wassermassen entwickeln, die das ganze Ufer wegspülen. Genau hier steht ein Ampelsystem, wie du dich verhalten darfst und ob du überhaupt zum Meer gehen kannst. Heute stand es auf gelb, also das du dich im oberen Bereich aufhalten sollst. Dabei sollst du stets das Meer im Blick behalten und ihm niemals den Rücken kehren. Wir haben schon viele Videos im Internet gesehen, wie das Meer hier Leute verschluckt hat.



Liegen nicht allen ernstes Menschen mit geschlossenen Augen genau am am Ufer und schliefen? Eltern schickten ihre Kinder zum Steine sammeln ans Ufer und wieder andere Eltern winkten ihren Kindern, während die Zwerge die riesigen Basaltsäulen nach oben klettern. Wie naiv kann man sein? Es ist übrigens ein Unding, dass Menschen sich vor alles stellen müssen, überall hochklettern müssen sich und sich damit auch nicht an markierte Wege halten - nur, um das eine Bild von sich zu machen, was wahrscheinlich das ganze Leben verändert. 



Asiaten sind dafür übrigens prädestiniert. Und was sie noch besonders gut können, mit ihren Drohnen in den Schwarm von brütenden Papageientaucher zu fliegen. Man müsste ihn die Propeller umknicken oder Schlimmeres. Wahrscheinlich ist es die Kultur, die Natur nicht zu genießen, sondern als einen riesengroßen Spielplatz anzusehen.



Die nächste Ortschaft war Vik und bestimmt wunderschön. Dazu hätte aber die Sicht klar sein müssen und es hätte 3:00 Uhr nachts sein dürfen. Hier ist nämlich auch die letzte größere Einkaufsgelegenheit in den nächsten 270 km. Ich würde es hassen, wenn ich hier wohnen würde. Die Supermärkte machen übrigens häufig erst um 9 oder 10 Uhr auf. Wahrscheinlich ist alles vorher die inoffizielle Einkaufszeit der Einheimischen.



Wer hätte das gedacht, 17:50 Uhr und wir sahen das erste Mal seit einigen Tagen wieder die Sonne und hatten freie Sicht über die mit dem Moos gewachsene Lavalandschaft. Tatsächlich war es schon ziemlich spät, denn wir waren ja bereits 11 Stunden unterwegs. Aber an Aufhören war jetzt nicht zu denken. Wir mussten ja das gute Wetter nutzen und steuerten in den nächsten Canyon, um dann im Anschluss an einem Wasserfall Campingplatz draußen in der Sonne zu sitzen.