Der Morgen begann wie immer zeitig und bereits vor 7:00 Uhr. Wir haben uns angewöhnt, vor allen anderen loszumachen und vor allen andern da zu sein, dass sichert dir die Sehenswürdigkeiten für dich alleine und die besten Stellplätze auf dem Campingplatz.
Wer steuerten die Küste an und es war klar, dass wir hier sehr aufmerksam sein müssen. Es hat keine 5 Minuten gedauert und wir erspähten unsere ersten beiden Buckelwale in weiter Ferne. Wenige Kilometer weiter trafen wir wieder auf Papageientaucher an einer Klippe.
Es war eine wunderschöne Fahrt. Die Sonne schien, wir fuhren durch Wiesen mit Sommerblumen und in der Ferne ragten die schneebedeckten Berge empor und die Küste lag uns zu Füßen.
Es gibt allerdings auch Sachen, die diese Idylle verschandeln. Das sind leider die Touristen, wie so oft. Freistehen ist in Island verboten. Es gibt viele, die es nicht interessiert und die die Parkplätze auch nachts für sich beanspruchen. Hier stehen sie aber nicht etwa einsam mit Blick aufs Meer. Das einzige, was ihnen bleibt, ist tatsächlich der Ozean. Ansonsten stehen sie Reihe mit anderen. Es ist traurig, dass man die 30€ für einen Campingplatz nicht übrig hat. Wer hier her fährt, muss es sich ja so oder so leisten können.
Wir kamen in Husavik an. Eine kleine Stadt, die uns irgendwie an Homer in Alaska erinnert, denn die Szenerie ringsherum ist dieselbe: schneebedeckte Berge, ein kleiner Fischereihafen, hübsche Häuser und vor allem der Ozean voller Wale. Nichts wie aufs Meer. Das war eine relativ spontane Idee, weil wir eigentlich eine Whale Watching Tour woanders gebucht hatten. Diese wurde uns aber heute Nachmittag abgesagt, weil das Boot ein technisches Problem hat.
Es ging mit einem alten eichenholzgefertigten Boot raus auf das Meer. Das Wetter konnte schöner nicht sein, und das Wasser war ziemlich ruhig. Es dauerte nicht mal 20 Minuten, bis wir die ersten Buckel- und Minkwale sahen. Papageientaucher jagten auf dem Wasser nach Fischen und wir mittendrin in diesem Naturschauspiel.
Auch in den nächsten 3 Stunden war das Gewässer vor Husavik voll mit Walen auf Nahrungssuche. Das Schöne ist, wie Wale in Symbiose mit Seevögel leben. Die Wale scheuchen den Krill an die Wasseroberfläche, und die Möwen holen sich den Rest, den der Wal nicht gefiltert hat.
Boot fahren, macht echt müde. Keine Ahnung, warum das so ist, aber es ist jedes Mal dasselbe. Wir brauchten Energie, vor allem erst mal etwas zu essen. Das haben wir uns nämlich bis nach der Tour aufgehoben, weil wir Angst hatten, dass die Seekrankheit uns ereilt.
Wir bogen von der Küste ab ins Landesinnere, genau genommen in die Region Myvatn – der große Mückensee. Zumindest ist das seine Übersetzung. Hier ist ein riesiges geothermales Gebiet. Überall dampft und blubbert es. Der Weg dorthin führte durch ein Hochplateau mit extremer Weitsicht. Es scheint so, als ob man sich wenig Gedanken über den Straßenbau gemacht hat, sondern einfach Asphalt quer durch diese Landlandschaft gekleckerte hat.
In den Touristengebieten mit besonderen Sehenswürdigkeiten wird in Island ordentlich Geld kassiert. Dies zeigt sich an Parkgebühren, wo man circa 10€ legt - egal wie lang man steht und ob man 2 km weiter erneut einen Parkplatz bezahlen muss. Manchmal hat er nicht mal eine Toilette. Wenn einem das aber abhält, sich diese Naturschauspiele anzuschauen, dann sieht man wahrscheinlich Island nicht. Deswegen Kopf aus.
Wir spazierten also durch das Geothermalfeld. Man muss sehr drauf achten, auf dem Weg zu bleiben, denn der Untergrund ist richtig heiß und ähnelt einer Wüstenlandschaft. Überall riecht es nach verfaulten Eiern, heißer Wasserdampf steigt nach oben und Schlammtöpfe brodeln über.
Hier befindet sich auch ein großes Kraftwerk, was die Erdwärme zu Energie umwandelt. Dennoch ist die ganze Region ziemlich lebensfeindlich: keine Schafe, kaum zwitschernde Vögel oder andere Tiere. Naja gut, die Mücken mal ausgeklammert. Wir sind froh, dass Wind geht. Vor ein paar Wochen konntest du den See vor lauter Mücken nicht sehen. Und das ist wirklich nicht übertrieben.
Heute Nacht stehen wir oberhalb des Sees in einem Lavafeld. Wir haben seit Tagen herrliches Wetter mit wenigen Regenunterbrechungen. Aber sobald die Sonne weg ist, fühlen sich die Temperaturen auch eisig an und wenn Wind dazukommt, wird es frostig. Mal schauen was die Nacht bringt. Es sind 4°C angesagt.